Volkswagen Käfer 1200 L

Unser VW, Modell: VW Käfer 1200 L, Farbe weiß, Baujahr 1984, ein sogenannter `Mexico-Käfer´ (da er in Mexico gefertigt wurde), hat seine Erstzulassung am 12.04.1985 erhalten. Sein erster Besitzer war ein Landwirt aus unserem 3 km entfernten Nachbardorf im beschaulichen Hohenlohisch-Fränkischen, in Nordostwürttemberg nahe der Grenze zum bayrischen Mittelfranken.

Das Auto war der Stolz seiner Erstbesitzer und von unabdingbarer Notwendigkeit aus dem kleinen Weiler  (ca. 8 Landwirtsfamilien) ab und zu in die 20 km entfernte Kreisstadt Crailsheim oder mal in die auch ca. 20 km entfernte Einkaufsstadt Rothenburg ob der Tauber zu gelangen. Der ÖPNV ist in diesem Landstrich ausschließlich durch den Schülerkreisverkehr geregelt. 

Volkswagen Käfer 1200 L in den Weinbergen nahe Beilstein (die Burg ist im Titelbild zu erkennen)

Ein Käfer als Zugmaschine

Als `besonderes Kennzeichen´ besitzt das Auto eine Anhängerkupplung, eine leuchtend rote!

Diese ist sehr bezeichnend, lässt sie in unserer ländlichen Gegend und zu Zeiten der Erstzulassung leicht darauf schließen, dass sein Besitzer mit großer Wahrscheinlichkeit von Beruf Bauer ist, der sein Auto auch als Zugmaschine nutzt. So fuhr dieser Landwirt bald Woche für Woche ins benachbarte Hilgartshausen, das neben einer Wirtschaft und einer Kirche sogar einen Farrenstall vorweisen konnte. Dieser war wöchentlich das Ziel für die Fahrt mit dem VW Käfer und einer mitgeführten Leersau, d. h. einer noch nichträchtigen Muttersau im angehängten Viehtransporter.

So fuhr der Käfer schon viele, viele Male an einem Hof in Hilgartshausen vorbei, mit seinem klingelnden, unverwechselbaren Motorengeräusch, nichtsahnend, dass er hier einst in ferner Zukunft seine neue Garage zugeteilt bekommen würde. 

Und das ging so: Als sein Erstbesitzer altershalber und nach seinem Ableben das Auto nicht mehr selber fahren konnte, sich in seiner Familie niemand fand der das Auto auch regelmäßig bewegen wollte, wurde es ruhig gestellt, verschwand für viele Jahre in seiner Garage und ward nirgends mehr gesehen!

„Das Auto kannst Du gerne haben“

Beim Crailsheimer Volksfest im Jahre 2010 schauten wir den Festumzug an. Das Schlusslicht des Umzuges bildeten verschiedene hübsch hergerichtete Oldtimer, darunter auch ein paar VW-Käfer. Mein Mann war sehr angetan von den glänzenden `Kugelporschen´ in allen Farben und Variationen, hatten doch er und auch ich unsere ersten Familienausflüge als kleine Kinder in diesen Fahrzeugen erlebt. Meine beiden ersten eigenen Autos waren später dann auch VW-Käfer. Meinen Zweiten hatte ich noch mit `in die Ehe gebracht´ und täglich benutzt, bis im hohen Autoalter schließlich größere Reparaturen anfielen und wir uns von ihm trennen mussten.

3 Wochen später traf mein Mann auf der Muswiese mit dem Sohn des schon lange verstorbenen Erstbesitzers unseres VW-Käfer zusammen. Roland bekam bei der Unterhaltung den Gedanken, sich nach dem Auto zu erkundigen, das er so oft mit Anhänger auf dem Weg zum Hilgarthäuser Farrenstall an unserem Hof in Hilgartshausen hatte vorbeifahren sehen. So erfuhr mein Mann vom `Schicksal´ des VW-Käfers in seiner  Garage … Dieser Sohn meinte augenzwinkernd „Das Auto kannst Du gerne haben“, er selber hätte keinerlei Interesse an dem Vehikel … So wurden mein Mann und er rasch handelseinig und das Auto wechselte seine Heimat. Liebevoll `reanimierte´ mein Mann das Fahrzeug, einige kostspieligere Renovierungsarbeiten waren vonnöten aber die ganze Familie war sehr angetan von diesem, für heutige Autoverhältnisse, sehr kleinen Autochen.


Fahrzeug

VW Käfer 1200 L

Weiße Limousine

Baujahr 1984

Besonderheiten

Anhängerkupplung

Gefertigt in Mexiko


Volkswagen Käfer 1200 L in den Weinbergen

„Sofort Anhalten! Aussteigen!!“

Unsere erste Ausfahrt mit dem schmuck hergerichteten Fahrzeug führte unsere 4-köpfige Familie an einem sonnig-milden Ostermontag über Land, also durch sämtliche Weiler und Dörfer, zur Burg Colmberg ins romantische Franken. Diese Fahrt vergessen wir unser Leben lang nicht! Besonders meine Tochter und ich genossen den nahezu unverstellten Ausblick aus dem Inneren des Wagens. Alle Fensterscheiben sind in Relation zum Fahrzeugrahmen recht groß und man sitzt auch direkt daneben. Zudem hat man durch die ungetönten Scheiben einen ungetrübten Blick in die schöne Natur.  Dann die lange Steige, abwärts von Schillingsfürst, bemerkten meine Tochter und ich auf der Rückbank im Auto einen seltsam brenzligen Geruch, wir dachten uns:  nun, es ist ein altes Auto, wird schon nichts zu bedeuten haben …

Doch plötzlich quoll unter unserer Rückbank weißer Rauch herauf! Wir Beiden riefen entsetzt: „Sofort Anhalten! Aussteigen!!“ Aber die beiden Männer auf den Vordersitzen hatten noch nichts bemerkt, sie  hatten ihre eigene `technische Unterhaltung´ während der Fahrt und von dem eigentümlichen Geruch noch nichts bemerkt gehabt. Endlich hielt das Auto am Straßenrand an. Wir, nix wie raus! Die Hinterreifen qualmten. Ratlos krochen die beiden Männer (in ihrer schönen hellen Sonntagskleidung!) unter das Auto … Meine Tochter und ich hatten ziemlichen Schiss, das Autochen könnte womöglich explodieren!

Da kam ein anderes Auto des Wegs, hielt an, der Fahrer begrüßte uns mit „Grüß Gott, die `Shanghaier´!“  (die bayrischen Franken betiteln uns Württemberger mit dem KFZ-Zeichen SHA gerne so …).

Nach einem kurzen Beratungsgespräch unter den Männern fuhren wir dem freundlichen Helfer hinterher, bis zur Werkstatt seines Bruders im 1km entfernten Weiler. Dort gab es sogar eine Hebebühne! Das Auto wurde nach oben gehoben, ein paar kräftige Schläge gegen die unbelasteten Reifen –  und die Bremsbeläge, die sich festgefressen hatten, waren gelöst. Der freundliche Helfer eskortierte uns dann sogar noch bis fast an unser Ziel – falls nochmal eine Beratung notwendig geworden wäre – . Nach vorherigem Handschlag und angemessenem Trinkgeld verabschiedeten wir uns an der Abzweigung zur Burg mit einem fröhlichen Hupkonzert.

Volkswagen Käfer 1200 L in den Weinbergen

Überglücklich, erheitert, und stolz auf unseren, wie wir finden, liebenswerten Oldie, verbrachten wir einen schönen heiteren Abend auf der Burg mit leckerem Essen in angemessenem Ambiente und einer tollen Aussicht. Die Heimfahrt später in der Nacht verlief reibungslos.

Dieses schöne Erlebnis liegt nun schon viele Jahre zurück, unser Käferchen leistet uns immer noch sehr gute Dienste, es hat uns nie wieder auf der Straße `hängen´ lassen. Zwischenzeitlich durfte es sogar schon einige Male bei Bekannten und Vewandten, prächtig und festlich geschmückt, als Hochzeitskutsche fungieren.

Nachdem das Auto sein historisches Alter von 30 Jahren erreicht hatte, besorgte mein Mann ab Januar 2016 ein neues Kennzeichen mit dem „H“ für Historics! Und nun freut es uns, und sicher auch unser Autochen, einen `Auftritt´ auf der interessanten und sehr schön gestalteten Website haben zu dürfen !


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