5. Kaleidoskop Classics 2023
Am 27.8.2023 hob sich zum 5. Mal die Startflagge zur Kaleidoskop Classics Rallye. Diesmal im Weingut Martin Schropp in Erlenbach bei Heilbronn, auch Schauplatz der parallel am 26. und 27. stattfindenden Kunstausstellung. Knapp 80 Old- und Youngtimer waren dieses Jahr für die rund 120 km lange Strecke durch das wunderschöne Frankenland gemeldet. Bedingt durch anhaltendes, schlechtes Wetter kamen letztlich knapp 60 Fahrzeuge an den Start. Die Streckenführung wurde durch die im Oldtimersport gängigen Chinesenzeichen beschrieben, die allerdings den Co-Piloten und -Pilotinnen höchste Konzentration abverlangen. Aber sie sind schließlich nicht zum Vergnügen unterwegs…
Die Startaufstellung
Mit dabei, wenn auch heute auf der anderen Seite, sind Thomas und Dr. Petra Baumann von der Schlosskellerei Affaltrach. Sie haben ihr wunderschönes schwarzes Käfer Cabrio mitgebracht und freuen sich schon riesig, bis sie endlich starten dürfen. Soweit die Theorie. Aber in der Praxis haben technische Probleme in ihrem Betrieb den beiden einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, so dass sie leider ihre Teilnahme kurzfristig absagen mussten. Aber nächstes Jahr, großes Champagner-Ehrenwort, … und wieder war auch Wasser die Ursache bei der Cobra mit der Startnummer 1, die letztes Jahr wegen defekter Wasserpumpe nicht am Start war und heuer wegen zu viel Kühlflüssigkeit von oben wieder durch einen solide nagelnden 240 D ersetzt wird.
Die Fahrer und Fahrerinnen samt ihren Co-Piloten der mit niedrigerer Startnummer vorne stehenden Dino, Lancia Stratos, Porsche und Mercedes lassen derweil ihre Motoren schon etwas warmlaufen. Nach unserem Vorausfahrzeug, einem perfekt auf Elektroantrieb umgebauten Golf 7 der Fa. e-REVOLT, der ohne großen Warmlauf startet, und unserem Streckenkontrollfahrzeug, einem Alfa Romeo Spider mit Dusko Stanic am Steuer, steht drei Startplätze später ein Bolide mit US-V8, ein original Excalibur Phaeton S3 aus dem Jahr 1978. Das Auto von Richie und Evelyn Gerstenberger ist nicht zu übersehen. Der imposante 7,4l V8 brabbelt im Stand leise vor sich hin, ist aber bei Volllast definitiv auch nicht zu überhören, Hard-Rock sozusagen. Es geht halt nichts über Hubraum, außer noch mehr Hubraum. Noch mehr, nämlich 7,5 Liter Hubraum bringt der FORD F 250 von Wolfgang und Falk Möbus an den Start. Aber dass selbst da noch nicht das Ende des Kolbenhubs erreicht ist zeigt eindrücklich unser BOSCH-Schrauber Harald mit seinem Cadillac Eldorado Convertible ein paar Startplätze weiter hinten. Im Motorraum, der alleine in etwa so groß ist wie ein kompletter Smart, werkelt ein Monster-V8 von GM mit über einem Liter Hubraum (pro Zylinder, wohlgemerkt). In Summe ergeben sich somit stolze 8,2l. Die Frage nach dem Benzinverbrauch beantwortet der Fahrer sehr gelassen, seine Beifahrerin und die beiden Mitfahrer auf der Rückbank lächeln wissend: für genüssliches Cruisen geht es ihnen einzig und allein um smiles per gallon, nicht um profane miles per gallon. Wie Recht sie doch haben.
oben: Kaleidoskop Classics, Mitte: Excalibur Phaeton S 3
unten: FIAT Dino Coupé 2,4l
Zwischen den US-cars singen 2 italienische Diven, ein FIAT Dino Coupé sowie ein Lancia Stratos, beide befeuert von dem gleichen 2,4l V6 Ferrari-Motor, das hohe Lied der Drehzahl-Arien. Ein Maserati Ghibli, der kurz danach startet, scharrt schon überaus angriffslustig mit seinen 350 PS aus Liter Hubraum auf dem Asphalt. Das Pfeifen seiner zwei Turbos passt klanglich perfekt zu den beiden anderen bella macchinari. Ein absolutes concerto furioso. Der gemeldete, aber nicht erschienene Ferrari 328 GTS fehlt mit seiner Stimme.
Aber es haben sich noch zwei Duett-Partner eingestellt. Das Mondial 3,2 Cabriolet von Tobias Ackermann und Kim Ehnis sowie der 355 GTS von Tobias Hoernecke machen das Konzert zum perfekten Klangerlebnis. Es gibt also gehörig was auf die Ohren, sozusagen High Fidelity on open air. Und mit dem Isob Griffo, der im Hintergrund mit seinem amerikanischen V8 und der asymmetrischen Zündfolge nicht ganz im Takt trompetet wird Erlenbach zum schwäbischen Wacken.
Nach den Azzurri ist weiter für Abwechslung in der Startaufstellung gesorgt. Klangvolle Namen sowie Exoten reihen sich ein in die lange Liste der Audi, BMW, Citroen, Honda, MG, Austin Healey, Opel und Triumph. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Erwartungsgemäß sind auch hier, unweit von Zuffenhausen, sehr viele Porsche am Start. Mehrere 911 der unterschiedlichsten Baujahre, ergänzt durch 356, 912, 914, 944 und 928 zeigen die breite Palette der Sportwagen mit dem springenden Rössle im Wappen. Überaus stilvoll nehmen Graf Waldburg, Wolfegg und Waldsee und sein Beifahrer Wilhelm Bort mit einem Mercedes SL 500 teil. Graf Waldburg, Besitzer der weiträumigen Schlossanlage Assumstadt ist Auto-Begeisterter durch und durch und veranstaltet regelmäßig eigene Events auf seinem herrlichen Gut, so z.B. die Americas Finest gerade jetzt erst im Juni oder auch diverse Kunst- und Kulturveranstaltungen.
links: Mercedes Benz, rechts: Porsche 912
Die ersten Wertungsprüfungen
Die erste Wertungsprüfung (eine Doppel-Zeitprüfung) folgt direkt nach dem Start, sozusagen zum Warmlaufen. Die Idealzeiten von 10,00 sec bzw. 15,00 sec erreicht keiner der Teilnehmer, was aber im Endergebnis keine Rolle spielt, da diese WP wegen zeitweisen technischen Problemen leider neutralisiert werden muss. In Erlenbach, einen Steinwurf vom Start entfernt, hat die Fa. Top Car Service an ihrem Standort die WP2, eine Polizeikontrolle aufgebaut. Die Besatzung der Oldtimer und Klassiker muss sich kritische Fragen gefallen lassen (und möglichst fehlerfrei beantworten). Dann nach wenigen Kilometern bei der Fa. TEXA in Sülzbach eine weitere Herausforderung. Die WP3 ist eine Kombiprüfung bei der rückwärts eingeparkt werden muss und gleichzeitig ein vorgegebener seitlicher Abstand zum Bordstein einzuhalten ist. Schwierig, vor allem mit einem Fahrzeug das so übersichtlich ist wie der Lancia Stratos von Clubkamerad Reinhard und Beifahrerin Matina. Aber durchaus auch mit wenigen Strafpunkten machbar, was die Beiden, sehr zur Freude der Zuschauer, eindrucksvoll unter Beweis stellen. Uwe und Lucia im Dino Coupé direkt davor geben dem Stratos Geleitschutz , sammeln aber bei dieser Prüfung relativ viele Punkte. Jürgen Hartmann, Inhaber der Fa. IDS und großzügiger Sponsor unserer Rallye, ist zusammen mit seiner Gattin Ellen in seinem Porsche 996 als wetterfesten Ersatz für seinen 356 Super 90 unterwegs. Er gewinnt die Prüfung zwar nicht, schließt sie aber mit wenigen Strafpunkten ab, so dass es am Ende zu einem Platz auf dem Treppchen reicht.
oben: Wertungsprüfung, Mitte v.l.n.r. Peugeot 203C, Porsche 911, Ferrari Mondial Cabrio, unten: Fiat 124 AS Spider
Im Schloss Affaltrach
Weiter geht’s zum Schloss Affaltrach, wo die bei den Teilnehmern der vergangenen Rallyes bekannte Fahrt ins Blaue ansteht. Für Thomas und Petra wäre das sozusagen ein Heimspiel, gewesen. Das Blaue treffen fast alle Teams fehlerlos, beider nachfolgenden WP Frontalcrash gibt es erwartungsgemäß in der Ergebnisliste alles von 0 bis 100 Strafpunkte. Die graue Alfa Romeo Guilia Super mit der 1,3l Maschine von Markus Mohn, meinem Chef auf Zeit bei CMC, ist aus erster italienischer Hand und macht mit ihrem perfekten Zustand eine bella figura. Die ZDF-Fernsehserie Ein Fall für Zwei hat Markus sozusagen auf dem Geschmack gebracht, er musste sich unbedingt diesen Kindheitstraum erfüllen. Eine nachvollziehbare, weiße Entscheidung. Der Spaß an Auto und Rallye ist Markus unauslöschlich ins Gesicht gemeißelt. Die WPs verkommen zur Nebensache.
oben v.l.n.r. Maserati Ghibli, Porsche 911, unten: Porsche 911 im Schloss Affaltrach
Die Route führt weiter über Waldbach Richtung Züttlingen zum nahegelegenen Schloss Assumstadt. Dort ist volles Programm für die Teilnehmer angesagt. Es stehen zwei trickreiche Wertungsprüfungen an, die von den vielen Besuchern fachkundig kommentiert werden. Siegfried Schiele im Iso Rivolta und Familie Bührer in der wunderschönen Pagode sind die ungeschlagenen Sieger beim Rückwärtsfahren auf Sollzeit. Ihre Abweichung beträgt exakt 0,0 sec.
Fotostop vor Traumkulisse
Ein Fotostopp vor der herrlichen Schlosskulisse, gefolgt von einer kleinen Mittagspause, runden das Programm ab. Leider können die Rallyefahrzeuge wegen nassem Untergrund nicht wie geplant im weiträumigen Schlosspark abgestellt werden, aber für die Besatzungen ist das nahegelegenen Café Hans&Clärle reserviert. Der silbergraue SL 500 mit dem gräflichen Familienwappen am Heck knistert derweil direkt vor den Toren seiner heimischen Garage leise vor sich hin.
v.l.n.r. Porsche 914, BMW 700 S Cabrio, Cadillac Eldorado Conv., Porsche 944 Turbo, Clénet S II, Porsche 911, BMW
Ein bisschen Spaß muss sein
Abgekühlt und frisch gestärkt führt die Tour für ein kurzes Stück über eine relativ schlechte Straße nach Möckmühl. Hier ist die Deesse von Citroen mit ihrem hydropneumatischen Fahrwerk ganz klar im Vorteil, Harald Milbich und Ehefrau Erika wissen es zu schätzen. Danach kommt die Zeit, oder besser die Strecke, der Kurvenkratzer. Hier ist mein 355, den mir Sohn Tobias und sein Vater Thomas, zwei ebenfalls vom F-Virus durch und durch Infizierte, vor wenigen Wochen aus der Garage gezogen haben und der jetzt eine neue Heimat ganz in meiner Nähe gefunden hat, ganz in seinem Element. Ein bisschen Spaß muss sein…
Von Bittelbronn (dem nördlichsten Punkt der Rallye) geht es weiter nach Allfeld, alles auf sehr wenig befahrenen Straßen. Ab Allfeld über Neudenau bis nach Neuenstadt am Kocher können die Rallyeautos auf einer gut ausgebauten Straße nochmals so richtig frei atmen. Aber kurz vor Eberstadt ist, sehr zum Leidwesen der Sportfahrer, wieder eine eher gemäßigte Gangart angesagt. Und dann ist auch schon das Ziel in Sichtweite.
v.l.n.r. Porsche 911, Karmann Ghia, Alfa Romeo Giulia Super 1,3l, Mercedes 280 SL, Fiat 124 AS Spider, Triumph TR6, Ferrari 355 GTS und Porsche 911
Zurück in der Vinosphäre müssen die Teilnehmer noch schnell verschiedene Wissens- und Geschicklichkeitsaufgaben lösen sowie einen Alkoholtest bestehen. Die Kunstausstellung mit zahlreichen Exponaten der verschiedenen Künstler lädt zum beschaulichen Genießen der Bilder, Skulpturen und der diversen Schmuckstücke ein. Das eine oder andere Exponat wechselt den Besitzer, Käufer und Verkäufer freuen sich gleichermaßen. Natürlich dürfen sich die Besucher und Teilnehmer ein Glas Wein, Bier oder Sekt genehmigen, wovon rege Gebrauch gemacht wird. Ist aber auch kein Wunder, wenn man auf einen gelungenen Tag z.B. mit einem der hervorragenden Weine anstoßen will. Ob der Tag für jeden im Sinne von möglichst wenigen Strafpunkten auch so erfolgreich war wie zuvor erwartet wird sich allerdings erst bei der Siegerehrung zeigen….
Aber Spaß scheinen alle Teilnehmer gehabt zu haben, zumal es den ganzen Tag über nicht richtig geregnet hat und dies auch bis zum Ende der Veranstaltung so blieb. Dem Vernehmen nach bereiten sich die Ersten schon auf das Event in 2024 vor. Zumindest war das der Begeisterung über die Streckenführung und den lebhaften Diskussionen über die Wertungsprüfungen zu entnehmen. So gesehen werden wir im nächsten Jahr, hoffentlich wieder bei vollem Sonnenschein, wohl noch mehr Gewinner haben…
Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Sponsoren und die vielen Helfer, die zum Erfolg dieser Veranstaltung maßgeblich beigetragen haben. Wir hoffen, dass auch Euch dieser Tag in guter Erinnerung bleiben wird und wir uns in 2024 gesund wieder sehen, wenn dann der Startschuss zur 6. KC fällt. Soviel sei schon jetzt verraten, die Vorbereitungen dazu haben bereits begonnen. Und als Termin haben wir den 8. September im Visier.
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